Open Wealth: Die Tür zu einer transparenten und effizienten Vermögensverwaltung
Open Banking hat im Finanzsektor zu einem Paradigmenwechsel geführt. Digitalisierung und die Nachfrage nach personalisierten Finanzlösungen haben unsere Sicht und unsere Erwartungen bezüglich Finanzdienstleistungen verändert. Aber wie ist es eigentlich um die Themen Vermögen, Vermögensaufbau und Vermögensmanagement bestellt? Der Begriff „Open Wealth“ ist nicht neu. Doch wo genau stehen wir hier? Hat Open Wealth das Potenzial, das Wealth Management ähnlich zu revolutionieren wie Open Banking den Finanzalltag?
Was ist Open Wealth?
Open Wealth ist wie eine Tür, die die Welt der Finanzen für Jede*n zugänglich macht. Es geht darum, dass Finanzdienstleistungen und -daten nicht mehr nur großen Banken vorbehalten sind, sondern allen Parteien offen stehen.
Das Open Wealth-Konzept ist eng verwandt mit Open Banking, hat jedoch einen anderen Schwerpunkt und eine andere Zielsetzung. Open Banking legt den Fokus primär auf den Zahlungsverkehr und auf Kontoinformationen. Menschen sollen so mehr Kontrolle über ihre Finanzdaten haben. Aber auch Drittanbietern (zum Beispiel FinTechs) ermöglicht der Zugriff auf diese Daten, innovative Dienstleistungen anzubieten.
Open Wealth konzentriert sich hingegen auf die Vermögensverwaltung und auf Anlageprodukte. Alles mit dem Ziel, die Vermögensverwaltung zu demokratisieren und neue, effizientere Wege für die Verwaltung von Vermögen zu schaffen. In einfachen Worten: Open Banking öffnet die Tür zu Bankdaten; Open Wealth die zu Investments.
Der Status quo der Vermögensverwaltung: Hohe Kosten, langsame Prozesse, wenig Transparenz
Um die Möglichkeiten von Open Wealth genauer zu erläutern, muss ich ein wenig ausholen. Denn Fortschritt kann man nur erkennen, wenn man weiß, wo man steht.
Traditionelles Wealth Management, oft von Family-Offices oder unabhängigen Vermögensverwaltern angeboten, war und ist weiterhin eine persönliche und exklusive Dienstleistung. Die Beziehung der Family-Offices und Vermögensverwalter zu Banken war oft eng. Vermögensverwalter greifen dabei auf das Produktangebot von Banken zurück, um individuelle Portfolios für ihre Kunden zusammenzustellen. Dazu kommt, dass die Arbeitsweise von Family-Offices und Co. durch intensive Kundenbeziehungen, individuelle Anlagestrategien sowie manuelle Prozesse geprägt ist. Das verursacht wiederum hohe Kosten, sorgt für langsame Prozesse und mangelnde Transparenz.
Digitalisierung öffnet Wealth Management in der Breite
Mit Einzug der Digitalisierung hat sich das Wealth Management grundlegend verändert. Es sind zahlreiche neue Möglichkeiten und Geschäftsideen geschaffen worden.
Am bekanntesten sind sicherlich Robo-Advisor wie Scalable Capital, Trade Republic oder growney. Diese digitalen Vermögensverwalter legen für Nutzer*innen automatisiert Geld an. Zum Teil übernehmen sie auch das Rebalancing (vor allem bei ETFs) und senken so den administrativen Aufwand. Damit richten sich Robo-Advisor vorwiegend an diejenigen, die nicht die Zeit und/oder Lust haben, ihr eigenes Portfolio zu managen. Sie bieten eine kostengünstige Alternative zur traditionellen Vermögensverwaltung und sind besonders für kleinere Vermögen attraktiv.
Zusätzlich zu Robo-Advisors gibt es digitale Plattformen, mit denen Kunden ihre Portfolios jederzeit einsehen und verwalten können. Diese Plattformen bieten oft zusätzliche Funktionen wie Echtzeit-Kursinformationen, Nachrichten und Analysen.
Schon diese beiden Beispiele machen deutlich, welchen Einfluss die Digitalisierung und die Öffnung von geschlossenen Systemen haben. Die Vorteile der digitalen Transformation sind klar:
- Mehr Kosteneffizienz: Durch Automatisierung und Digitalisierung können Prozesse effizienter gestaltet und Kosten reduziert werden.
- Mehr Transparenz: Kundinnen und Kunden erhalten einen besseren Überblick über ihre Anlagen und können die Performance ihrer Portfolios transparent nachvollziehen.
- Mehr Zugänglichkeit: Wealth Management-Dienstleistungen werden für eine breitere Kundengruppe erschwinglich.
- Mehr Personalisierung: Durch die Analyse großer Datenmengen können hyperpersonalisierte Anlageempfehlungen erstellt werden.
Next Step: Open Wealth durch standardisierte APIs
Beim Open Wealth zeigt sich wie bei Open Banking die Macht von offenen Schnittstellen (APIs). Denn diese ermöglichen es Banken und (digitalen) Vermögensverwaltern, ihre Systeme miteinander zu verbinden. So können Daten und Funktionen über verschiedene Systeme hinweg ausgetauscht werden. Stell dir APIs als Brücke zwischen Banken, Vermögensverwaltern und anderen Finanzdienstleistern vor.
Oder anders: APIs ermöglichen die Integration von Finanzdaten aus verschiedenen Quellen, wie beispielsweise Bankkonten, Portfolios und Marktdaten. Dadurch entsteht ein umfassender Überblick über die Finanzen eines Kunden. Durch Schnittstellen können viele Prozesse automatisiert werden: etwa die Übertragung von Daten, die Ausführung von Transaktionen oder die Erstellung von Reports. Zudem fördern APIs eine offene Finanzwelt, in der Verbraucher*innen mehr Kontrolle über ihre Daten haben und Anbieter vergleichen können.
Klingt gut, oder? Leider sind die heutige Verbindung zwischen Depotbanken und Portfoliomanagementsystemen beziehungsweise externen Vermögensverwaltern oft noch immer proprietär gestaltet. Mit einem einmaligen Datenaustausch pro Tag (end-of-day) und manuellen Prozessschritten. Dies führt zu einer erhöhten Fehlerquote und zusätzlichen Kosten für die Pflege der verschiedenen Schnittstellen. Standardisierte Schnittstellen im Wealth Management sind daher wünschenswert und bringen Vorteile für alle Beteiligten.
Die Hüter der API: OpenWealth Association
Die gute Nachricht: Eine solche API fürs Wealth Management wurde bereits entwickelt. Treibende Kraft dahinter ist die Schweizer OpenWealth Association. Dabei handelt es sich um einen Zusammenschluss von Banken, Vermögensverwaltern und Technologieunternehmen. Sie haben sich das Ziel gesetzt, einen geschäftsorientierten, breit akzeptierten und auf bekannten Industriestandards basierenden Standard zu schaffen. Dieser soll die Interoperabilität zwischen verschiedenen Systemen fördern und die Entwicklung von innovativen Finanzdienstleistungen beschleunigen.
Wie nah die OpenWealt Association mit ihrem API-Standard an ihrem Ziel ist, zeigt ihre Relevanz für bevorstehende EU-Verordnung über den Zugang zu Finanzdaten (FiDA): Denn ihre API steht kurz davor, zu einem offiziell anerkannten FiDA-Schema zu werden. Mit der Verabschiedung der EU-FiDA-Verordnung, die von der EU-Kommission im Juni 2023 vorgelegt wurde, ist voraussichtlich Ende dieses Jahres oder Anfang 2025 zu rechnen.
Doch selbst wenn die FiDA verabschiedet ist, wird es noch eine Weile dauern, bis sich alle Marktteilnehmer den neuen Standard umgesetzt haben.
Weitere Artikel
Mehr als nur Banking: Wie Open Banking und Embedded Finance unseren Finanzalltag verändern
Der Finanzsektor befindet sich inmitten eines Paradigmenwechsels: weg von der Produktzentrierung…
Warum der Dark Mode für Finanzprodukte sinnvoll ist
Exklusiv für unseren Kunden Rentablo.de haben wir im September 2024 eine neue Funktion verfügbar…
Künstliche Intelligenz (KI): Ein Game-Changer in der Fintechbranche
Künstliche Intelligenz (KI) und Machine Learning (ML) – zwei Schlüsseltechnologien, die das…